Der zuletzt durch kreative Steuervermeidung in der Kritik gestandene internationale Möbel-Riese IKEA leistet durchaus auch Positives: Der Konzern testet seit einigen Jahren innovative Geschäftsmodelle, um sich auf die künftige Kreislaufwirtschaft vorzubereiten. Dazu zählt Rückkauf von gebrauchten Möbeln und deren Wiederverkauf ebenso wie Zusammenarbeit mit sozialwirtschaftlichen Re-Use-Betrieben, Rückbau- und Abholungsangebote für Küchen und Haushaltsgroßgeräte und vieles mehr. (Quelle: Sustainable Brands/FRN/RREUSE)

Nun will man die Pilotaktivitäten sukzessive in den weltweiten Regelbetrieb überführen. Ein mutiges Unterfangen, sind doch konsumentenbasierte Kreislaufwirtschafts-Geschäftsmodelle vor allem im Einzelhandel noch eher im Embryonal-Stadium.

KundInnen bei der längeren Nutzung unterstützen
„In den kommenden Jahren werden wir KundInnen dabei unterstützen, ihre IKEA-Produkte zu pflegen, zu reparieren, zu vermieten, zu teilen, zurückzubringen und weiterzuverkaufen, um die Produktlebensdauer zu verlängern“, sagte IKEAs Nachhaltigkeitsmanager Jonas Engberg in einem Interview. Er verweist als Beispiel auf die belgischen Filialen, wo fünf Möglichkeiten für KäuferInnen zur Verfügung stehen: verkaufen, erneuern, reparieren, zurückgeben oder spenden. Zwei der Optionen, zu verkaufen und zu reparieren, werden nur für Eigenmarken angeboten, die anderen drei Varianten gelten auch für „Fremd“-Möbel.

Der Möbelhändler als Re-Use-und Reparaturdrehscheibe
Unter „Verkaufen“ wird verstanden, dass IKEA gebrauchte Möbel von KundInnen zurückkauft, um diese dann wieder auf den Markt zu bringen. Die verkaufenden KundInnen erhalten dafür einen IKEA-Einkaufsgutschein. Die Gebrauchtmöbel werden dann im Geschäft zum Wert dieses Einkaufsgutscheines weiterverkauft, für die Filiale also ein Nullsummenspiel. Mit „Erneuern“ ist gemeint, dass für KundInnen eigene Workshops veranstaltet werden, um Techniken zur Runderneuerung oder Instandsetzung von Möbeln zu üben oder zu erlernen, um diese noch weiter verwenden zu können. Und mit „Reparatur“ bietet IKEA einen Ersatzteilservice für seine Möbel an.

Zusammenarbeit mit Sozialwirtschaft
Die letzten beiden Optionen ‚Zurückgeben‘ und ‚Spenden basieren auf einem Rücknahme-Service für bestimmte Produkte wie Sofas und Matratzen, das je nach lokalen Gegebenheiten von IKEA selbst oder einem sozialwirtschaftlichen Re-Use-Unternehmen durchgeführt wird, wie zum Beispiel in England durch die Mitgliedsbetriebe des sozialwirtschaftlichen FRN-Netzwerkes.

Neue Kissen aus Rest-Textilien
Letztes Jahr wurde in Dänemark ein Pilotprojekt gestartet, bei dem übriggebliebene Textilmaterialien einer Filiale an eine lokale Nähfirma vergeben wurden und zu Kissen und Kissenbezügen gemacht wurden, die IKEA dann wieder zu seinen regulären Lieferantenbedingungen zurückkaufte, um diese selbst in der Filiale zu verkaufen.

„Das Projekt war ein großer Erfolg und wird in den kommenden Monaten in drei weiteren Ländern gestartet und in Dänemark flächendeckend umgesetzt“, erklärt Engberg.

Mittlerweile arbeitet IKEA in Schweden mit der Kleinanzeigen-Seite „Blocket“ (vergleichbar mit „Will Haben“ in Österreich) zusammen, um KundInnen dazu zu ermutigen, gebrauchte Produkte zu kaufen und zu verkaufen – die Website ist auch mit der schwedischen IKEA-Website des Händlers verbunden, um Verkehr und Promotion zu fördern.

Engberg: „Wir sind entschlossen, Nachhaltigkeit für so viele Menschen wie möglich erschwinglich und attraktiv zu machen. Dazu gehören Produkte und Lösungen, die es den Menschen ermöglichen, nachhaltiger leben zu können und dabei Energie, Wasser und Abfälle zu reduzieren.“

Schlüssel ist kreislauforientierte Planung
Er fügt hinzu, dass kreislauforientierte Planung der Schlüssel zur erfolgreichen Zukunft sein würde: „Wir bemühen uns, durch innovatives Design und die Herstellung von langlebigen Produkten Wiederverwendung, Reparatur und Weiterverkaufen der Produkte zu fördern. Das beinhaltet auch die Schaffung von Produkten, die aus leicht trennbaren Materialien bestehen.“

Derzeit bietet IKEA bereits Matratzenrücknahme in 21 Filialen an, ebenso Abbau von Küchen und Weißware. Um den KundInnen Reparaturen zu erleichtern, liefert das Unternehmen jährlich über eine Million Ersatzteile weltweit aus und bietet 2.000 standardisierte Ersatzteile für Skandinavien, Belgien und die Niederlande an.

Re-Use schlecht fürs Geschäft?
Auf die Frage, ob der Verkauf von langlebigen oder gebrauchten Produkten schlecht für das Geschäft sei, antwortet Engberg: „Nicht wirklich. Als wir anfingen, unsere Möbel in Aalborg zurückzukaufen, haben wir eine Umsatzsteigerung festgestellt. Wir sehen die sich entwickelnden kreislaufwirtschaftlichen Geschäftsmodelle als große Chance, das Geschäft weiter zu entwickeln. Wenn wir das nicht tun würden, müssten wir anfangen, sie als ein Risiko anzusehen. Früher oder später werden andere Unternehmen Geschäftsmodelle entwickeln, welche die konventionelle Art und Weise des Verkaufes von Heimtextilien stören.“

 

2 Artikel zu kreislauforientierten neuen Geschäftsmodellen von IKEA (englisch) hier… und hier…

Artikel über die Zusammenarbeit von IKEA mit britischen Sozialunternehmen (englisch) hier…