© Umweltdachverband. Architekt Thomas Romm bei seinem BauKarussell-Vortrag

Ende Februar fand in Graz der Workshop „Bauen und Wohnen in der Kreislaufwirtschaft“ statt. Dabei ging man der Frage nach, wie sich die Kreislaufwirtschaft als Motor für innovative Produkte und Geschäftsmodelle in der Bau- und Möbelbranche nutzen lässt. RepaNet und BauKarussell waren unter den Veranstaltern und präsentierten selbst auch innovative Ideen und Ansätze zum Thema.

Geht es nach der Europäischen Kommission, so soll die Kreislaufwirtschaft in allen Bereichen der europäischen Wirtschaft zügig Fuß fassen. In den letzten Jahren wurden zahlreiche Strategien, Arbeitspläne und Gesetzesinitiativen von der Kommission hierzu vorgelegt. RepaNet setzt sich seit Jahren für eine Wirtschaftsweise ein, die sich an den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft orientiert. Im Projekt BauKarussell widmen wir uns gemeinsam mit unseren Projektpartnern den Möglichkeiten, die es in der Baubranche auszuschöpfen gilt. Denn die Baubranche ist der größte Ressourcenverbraucher, hier fällt Abfall in ganz großem Ausmaß an – was in vielen Fällen gar nicht sein müsste. Denn durch Rückbau können wertvolle Stoffe und Materialien ihren Weg in ein neues Projekt finden.

Wertvolle Impulse aus Architektensicht: Beispiel BauKarussell

Der Workshop zum Thema Bauen und Wohnen in der Kreislaufwirtschaft wurde von Circular Futures – Plattform Kreislaufwirtschaft Österreich, dem Österreichischen Ökologie-Institut, der TU Wien, RepaNet und BauKarussell veranstaltet. BauKarussell-Projektpartner Thomas Romm sprach aus der Architektensicht über verwertungsorientierten Rückbau und stellte das Projekt BauKarussell vor. Ziel von BauKarussell ist es, bereits bei der Rückbauplanung möglichst frühzeitig die Potentiale für Re-Use und hochwertiges Recycling zu erkennen und bereits im Zuge der Schad- und Störstofferkundung exakt zu erfassen und dann über professionelle Online-Plattformen zielgerichtet noch vor dem manuellen Ausbau professionelle Abnehmer zu finden. So kann die manuelle Entnahme exakt plant und kalkuliert werden. Dieser Prozess muss in den Prozess des Abbruch-vorbereitenden Rückbaues von Planungsseite optimal eingetaktet werden, um wirtschaftliche Vorteile für alle Beteiligten zu bringen.

Innovative Inputs von Baufirmenseite

Inspirierend war auch der Input der Firma Lukas Lang Building Technologies, die Gebäude (Wohn- und Bürogebäude) modular aus wiederverwendbaren, individuell vielseitig kombinierbaren Normteilen baut, die jederzeit auch wieder demontiert und in anderen Gebäuden wieder verwendet werden können. Bekanntestes Referenzprojekt: Die provisorischen Parlamentsgebäude am Heldenplatz in Wien.

Ebenso faszinierend die Ansätze der Firmen Internorm (Kunststofffenster) und DOKA (Schalungstechnik), die verstärkt in Richtung Langlebigkeit, modulare Bauweise mit tauschbaren Elementen und Re-Use-Fähigkeit des gesamten Produktes bzw. Teilen davon denken und teilweise sogar schon handeln.

© Umweltdachverband. Abschließende Besichtigung der Reininghausgründe

Brainstorming und Lokalaugenschein

In einem der anschließenden Gruppenworkshops diskutierten Markus Meissner, Thomas Romm und Matthias Neitsch mit den Teilnehmenden über die Etablierung von Geschäftsmodellen zum verwertungsorientierten Rückbau. Von den Aktivitäten und Erfahrungen von BauKarussell ausgehend wurden nötige Anreize für Mainstreaming des BauKarussell-Ansatzes in einer Art Brainstorming zusammengetragen und erörtert:

  • Nachfrageförderung kann man erreichen durch die aktive Nutzung bestehender Online-Materialvermittlungs-Plattformen im Bau- bzw. Recyclingsektor, in Verbindung mit einer Veröffentlichungspflicht der ermittelten re-use-fähigen Bauteile aus der laut Recyclingbaustoffverordnung verpflichtenden Schad- und Störstofferkundung.
  • Es braucht eine noch intensivere Einbindung und Schulung der Schad- und StörstofferkunderInnen auf den Fokus Re-Use.
  • Förderlich ist zudem die intensive Einbindung von verwertungsorientiertem Rückbau in einschlägige Aus- und Weiterbildungen.
  • Koppelung eines Rückbaukonzeptes mit Berücksichtigung von Re-Use-Potential an öffentliche Förderungen im Baubereich, z.B. Wohnbauförderungen

Am Ende der Veranstaltung wurden die Reininghausgründe besichtigt – ein Rückbauprojekt, an dem BauKarussell maßgeblich beteiligt war. Bei dem Workshop gab es also viel Input zu den Möglichkeiten, die ArchitektInnen, DesignerInnen und Unternehmen der Bau- und Möbelbranche in Österreich haben, um in ihrem Bereich den Kreislaufwirtschaftsgedanken in die Tat umzusetzen. Dazu braucht es innovative Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle.

Mehr Infos …

Veranstaltungs-Nachlese inkl. Präsentationen auf Circular Futures

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