© Katharina Steiner

Heinz Tschürtz ist seit über 20 Jahren selbständiger Energie- und Reparaturexperte. Er hat 1999 das Reparaturnetzwerk Wien mitgegründet und setzt sich für die Langlebigkeit von Thermen, Elektrogeräten und generellen Dingen des täglichen Bedarfs ein, beruflich und ehrenamtlich. Als Initiator des energie und reparatur cafés ist er außerdem eine treibende Kraft im Österreichischen Netzwerk der Reparaturinitiativen.

Das Leben von Thermen zu verlängern und Menschen zu Energie zu beraten, ist zwar eine sinnstiftende Arbeit für Heinz Tschürtz, aber es war ihm nicht genug. So gründete er 2013 das energie und reparatur café und war damit so erfolgreich, dass er es ab 2014 gemeinsam mit einer Gruppe wechselnder Freiwilliger zwei Mal im Monat veranstaltete. Bis 2017 haben 63 energie und reparatur cafés mit über 900 Teilnehmenden an verschiedenen Standorten und bei unterschiedlichsten Veranstaltungen stattgefunden. Im Schnitt konnte mehr als die Hälfte der mitgebrachten Elektrogeräte und andere Alltagsgegenstände gerettet werden.

Nach fast fünf Jahren und zahllosen investierten Ehrenamtsstunden legt das energie- und reparatur café bei den eigenen Veranstaltungen vorerst eine Pause ein. Heinz Tschürtz will die Zeit nutzen, um die bisherigen Erfahrungen zu sortieren und an der Weiterentwicklung zu arbeiten, das und mehr erzählte er im Interview mit RepaNet.

RepaNet: Was passiert denn nun mit dem energie und reparatur café?

Heinz Tschürtz: Wir möchten es erweitern. Aber zuerst müssen wir die Erfahrungen, die wir bisher damit gemacht haben, vor allem einmal aufarbeiten, dann können wir sie niederschreiben und ein Konzept formulieren. Wir möchten mit einem Konzept nach außen treten, das jeder verwenden kann und für das wir auch Hilfestellungen geben. Ich wurde auch eingeladen, bei einer Konzeptentwicklung eines ähnlichen Projekts mitzuwirken. Daraus ist eine Kooperation entstanden. Wir würden uns wünschen, dass in ganz Österreich energie und reparatur cafés stattfinden. Aber eben nicht nur unsere, sondern verschiedene Reparaturinitiativen. Es geht ja um Nachhaltigkeit und Klimaschutz, da ist entscheidend, dass was passiert und weniger, wer die Initiative ergreift. Aber da wir uns in einer gewissen Vorreiterrolle sehen, möchten wir helfen und unsere Erfahrungen weitergeben.

RepaNet: Ist das eigentlich etwas anderes als ein Repair-Café?

Heinz Tschürtz: Im Vordergrund steht natürlich immer das gemeinsame Reparieren. Das heißt in do-it-yourself-Manier wird selbst Hand angelegt, mit der Unterstützung von ehrenamtlichen ReparateurInnen. Aber es gibt auch Upcycling, eine Kunststoffecke, die Energieberatung, verschiedene Workshops, wir hatten zum Beispiel einen zu Elektroschrott. Wir nehmen alle möglichen Themen aus dem Leben auf, die so aufpoppen. Die Idee für das energie und reparatur café ist an Kaffeehäuser angelehnt, wo Leute gerne verweilen. Die ersten Reparaturkreise hatten wir auch wirklich in Kaffeehäusern. Aber wir sind immer an anderen Standorten, das unterscheidet uns auch von anderen Initiativen. Wir haben viel Vorarbeit geleistet, damit es von den Menschen angenommen wird. Jedes Jahr haben wir ein TeilnehmerInnentreffen gemacht und gesagt, kommt, wir freuen uns über eure Vorschläge, Beiträge und natürlich auch Kritik.

RepaNet: Wer ist denn wir?

Heinz Tschürtz: Es war von Anfang an keine fixe, sondern eine lebendige Gruppe, das heißt, Menschen kommen dazu, Menschen gehen weg. An den Veranstaltungen waren immer viele helfende Hände beteiligt Denn nur mit einer interessierten und engagierten Nachbarschaft ist es möglich, dieses Projekt zu verwirklichen. Ich glaube diese Gemeinschaftlichkeit ist auschlaggebend für die Entwicklung einer solchen Initiative.

RepaNet: Möchtest du diese Erweiterung vom energie und reparatur café gemeinsam mit dem Netzwerk für Reparaturinitiativen umsetzen?

Heinz Tschürtz: Es gibt verschiedene Ideen. Ich kann mir vorstellen, das Konzept beim nächsten Treffen vorzustellen und einmal nachzufühlen, ob Interesse besteht. Die Menschen, die zu diesen Treffen kommen, sind alle offen und setzen gerne neue Ideen um. Es gibt ja viele Reparatur-Café-Initiativen. Vielleicht möchte jemand von ihnen das Konzept integrieren. Das gehört einfach noch besprochen und überlegt. Beim letzten Treffen wurde es uns sehr zugute gehalten, dass wir alles von Grund auf entwickelt haben. Wir haben einen eigenen Namen, ein eigenes Logo und auch eine Website ist am Entstehen. Das alles war doch recht zeitaufwendig, aber es war spannend und hat sich ausgezahlt. Wir bekommen viel Anerkennung und sind glücklich. Uns ist aber auch wichtig, an andere Reparaturbetriebe weiterzuleiten, wenn wir etwas nicht reparieren können. Hier ist natürlich eine gute Vernetzung wichtig, für die wir sehr dankbar sind.

RepaNet: Wie siehst du die Zukunft des Netzwerks?

Heinz Tschürtz: Wir müssen jetzt einmal schauen, wie die Initiativen zusammenarbeiten können. Wir brauchen eine Plattform. Da gibt es zur Zeit verschiedene Ideen, die wir beim nächsten Treffen besprechen werden. Auch wo das Geld herkommen soll, wie es rechtlich aussieht, wie Reparatur-Cafés ihre Kosten decken sollen, wie das mit dem Ehrenamt ist. Mein Verständnis ist, dass man bei solchen Prozessen einfach Zeit braucht. Ich wollte das von Anfang an gemeinsam mit anderen und mit den Teilnehmenden machen. Es geht um die Grundhaltung. Es geht nicht nur darum, dass ich es gemeinschaftlich machen möchte, ich muss mich auch fragen, was das für mich heißt, was kann ich einbringen, welche Ressourcen habe ich, braucht es Hilfestellung von außen, viele Fragen mit vielen Wechselwirkungen. Man muss die Dinge leben und vorleben können, damit es auch mitgetragen wird, sonst scheitert man relativ rasch. Ich hätte es nicht umsetzen können, wenn das nicht von allen mitgetragen worden wäre. Deshalb braucht es immer wieder Rücksprache: Passt es für euch? Damit alle im selben Boot sind. Für mich ist die Wertschätzung wichtig, ich lobe und gebe auch konstruktives Feedback. Und natürlich soll auch in Zukunft das Motto „Reparieren statt Wegwerfen“ bleiben.

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