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Trotz Klimakrise wird immer noch Wirtschaftswachstum gepredigt – Entkoppelung ist das viel vorgebrachte Argument. Das Europäische Umweltbüro zeigt nun mit einer bahnbrechenden Studie, dass eine Entkoppelung von Wachstum und Umweltbelastung nicht möglich ist.

Letztes Jahr hat das Europäische Umweltbüro (EEB) die EU-BürgerInnen dazu aufgerufen, die Europäische Petition gegen die Abhängigkeit von Wirtschaftswachstum zu unterzeichnen (siehe RepaNews-Artikel). Nun hat das EEB eine Studie veröffentlicht, die mit dem in Wirtschaftskreisen immer wieder vorgebrachten Entkoppelungsmythos aufräumt.

Warum halten Volkswirtschaften und EntscheidungsträgerInnen weltweit immer noch am Wachstumsparadigma fest? Immer wieder hört man das Argument, technischer Fortschritt und vorausschauende Planung würden für eine Entkoppelung von Umweltbelastung (in Form des Bruttoinlandsprodukts) und Wirtschaftswachstum sorgen. Dass es dafür allerdings keine Anzeichen gibt, haben wir dank dem EEB nun Schwarz auf Weiß. Eine wegweisende Erkenntnis, die auch in politische Prozesse Eingang finden muss.

Keine Empirischen Belege für Entkopplung

Entkoppelung kann relativ erfolgen, das heißt unterschiedliche Faktoren wachsen oder sinken unterschiedlich schnell. Eine absolute Entkoppelung würde hingegen vorliegen, wenn zum Beispiel das Bruttoinlandsprodukt ansteigt und gleichzeitig die Treibhausgasemissionen sinken. Wie dem auch sei: Ein Entkoppelungseffekt zwischen Umweltbelastung und Wirtschaftswachstum konnten die ForscherInnen des EEB bei der Auswertung einer Vielzahl von Studien nicht feststellen. Empirische Belege für Entkoppelung gäbe es keine, vor allem nicht absolut, global, dauerhaft und hinreichend.

Was sind die Gründe hierfür? Einerseits liegt es an Rebound-Effekten. Der Rebound-Effekt erster Ordnung besagt etwa, dass Effizienzgewinne zu mehr Verbrauch des gleichen Produktes oder der gleichen Dienstleistung führen. Von den AutorInnen auf den Tisch gebracht werden aber auch das limitierte Potential von Recycling und der steigende Aufwand bzw. die steigenden Umweltauswirkungen der Ressourcenextraktion.

Suffizienzstrategien entwickeln und umsetzen

In den Plänen für eine nachhaltige Entwicklung der OECD und der EU, wie dem EU-Kreislaufwirtschaftspaket, sind die genannten Entkoppelungseffekte eine Grundannahme. Die EU hält aber auch an dem Vorsorgeprinzip als Entscheidungsgrundlage fest. Das EEB sieht hier einen deutlichen Widerspruch und fordert die EU daher auf, Suffizienzstrategien umzusetzen, die ein „Gesundschrumpfen“ auf der Produktions- und Konsumseite bewirken.

Solche Suffizienzstrategien müssen zum Teil erst entwickelt werden, aber zum Teil gibt es sie auch schon: Mit Re-Use und Reparatur kann, ohne auf etwas verzichten zu müssen – und mit sozialem Mehrwert – eine spürbare Umweltentlastung bewirkt werden.

Mehr Infos …

Download der EEB-Studie „Decoupling Debunked“ in der RepaThek

Infos über die Studie auf der EEB-Website (Englisch)

RepaNews: Prognose der OECD: Ressourcenverbrauch wird sich bis 2060 verdoppeln

RepaNews: Petition: Europa, es ist Zeit, uns vom Wachstum unabhängig zu machen!

RepaThek: Buch: Befreiung vom Überfluss. Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie