Studie: Aufkommen und Behandlung von Textilabfällen in Österreich

Erscheinungsjahr

2022

Organisation / AutorInnen

Umweltbundesamt, im Auftrag des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

Antonia Bernhardt, Christian Brandstätter, Brigitte Karigl, Christian Neubauer, Barbara Stoifl, Emile Van Eygen

Kurzbeschreibung

Diese Studie bietet eine umfassende Übersicht zu Aufkommen und Verbleib von Textilabfällen und Alttextilien in Österreich. Daten aus unterschiedlichen Sektoren, darunter auch die sozialwirtschaftliche Alttextilsammlung vertreten durch RepaNet, werden zu einem Gesamtbild zusammengefügt. Davon ausgehend werden Empfehlungen abgeleitet.

Karitative, gewerbliche, kommunale und informelle (informelle = ohne behördliche Erlaubnis arbeitende) Sammler sowie Handelsketten mit Sammelstrukturen sammelten im Referenzjahr 2018 rund 44.700t Alttextilien. 57% davon entfielen auf karitative Sammler.

Untersucht werden zudem die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Der erste Lockdown im März 2020 führte zu einem erhöhten Alttextil-Aufkommen; die entstandenen Mengen konnten nicht gänzlich abtransportiert und behandelt werden. Auch im weiteren Verlauf blieben die Mengen hoch, während die Qualität der Kleidung sank. Unabhängig von der Pandemie ist generell zu beobachten, dass der Anteil der „Cremeware“ weniger wird, da der Verkauf über Online-Plattformen wie z. B. willhaben oder eBay populärer wird und teilweise nur mehr auf diese Weise unverkäufliche Textilien in die Sammlung Eingang finden. Diese Umstände und die sinkende Nachfrage im Ausland führten zu einem drastischen Preisverfall. Die Autor:innen fassen die Situation in Europa so zusammen:

„Der europäische Alttextilienmarkt ist in den letzten Jahren vor allem durch steigende Sammelmengen in vielen Mitgliedsstaaten, abnehmende Marktfähigkeit der Sammelware hinsichtlich des Anteils an tragfähiger Bekleidung, schwierige Vermarktung der Gebrauchtkleidung aufgrund minderwertiger Ware, Absatzschwierigkeiten bei sortierter Kleidung, erschöpfte Lagerkapazitäten der Textilrecycler und niedrige Verkaufspreise durch Überangebot geprägt.“

Untersucht wurden auch Textilabfälle. Textilien sind in vielen Abfällen enthalten (z.B. Sperrmüll, Cord in Altreifen). Der mengenmäßig bedeutendste Teil befindet sich im Restmüll (77% von insgesamt 222.000t Textilabfällen). Leider kann nicht festgestellt werden, wie viel davon noch für die Wiederverwendung geeignet wäre. Die hierfür genutzten Restmüll-Sortieranalysen aus den Bundesländern erfassen dies nicht.

Aus diesen Untersuchungen folgt eine Liste von Empfehlungen der Autor:innen:

  • > Um festzustellen ob die getrennte Sammlung von Alttextilien forciert werden muss, braucht es Restmüll-Sortieranalysen, welche auch die Nutzbarkeit (vor Entsorgung) erfassen.
  • > Dem Phänomen Fast Fashion muss mittels Verlängerung der Nutzungsdauer und mehr Re-Use entgegengewirkt werden.
  • > Da rund die Hälfte der Altkleider exportiert wird, entsteht laut den Autor:innen eine Abhängigkeit vom Ausland (besonders spürbar in der Corona-Pandemie), die durch Auf- und Ausbau von stabilen Sammelstrukturen und Verwertungsschienen im Inland behoben werden sollte.
  • > Durch EU-Vorgaben ist künftig mit einem stark wachsenden Aufkommen von Alttextilien zu rechnen. Es braucht daher einen Ausbau der Sammelstrukturen.
  • > Obwohl sich die Autor:innen für eine Verlängerung der Nutzungsdauer aussprechen, welche neben Bewusstseinsbildung für Re-Use auch haltbarere Kleidung benötigt, sind sie diesbezüglich offenbar pessimistisch. Der Trend zu sinkender Qualität wird sich ihnen zufolge fortsetzen; daher fordern sie einen zunehmenden Fokus auf Faserrecycling.

Downloads/Link:

Download der Studie und Zusammenfassung, Umweltbundesamt

Keywords/Tags:

Altkleider, Altkleidersammlung, Alttextilien, Alttextiliensammlung, Außenhandel, Corona, Covid, Export, Fasern, Faserrecycling, Fast Fashion, Kleidung, Konsum, Lockdown, Recycling, Restmüll, Siedlungsabfall, Sortierung, Textilabfälle, Textilfasern, Textilien

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