Studie: Maßnahmen Pro Reparatur

Erscheinungsjahr

2022

Organisation / AutorInnen

Markus Piringer, DIE UMWELTBERATUNG

Mit Unterstützung von Helene Pattermann, Daniela Einsiedler

und RepaNet (Maximilian Wagner, Matthias Neitsch)

Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

Kurzbeschreibung

Mehr Reparaturen führen zur längeren Nutzung von Produkten und leisten für die Bewältigung aktueller ökologischer und wirtschaftlicher Herausforderungen wesentliche Beiträge. Daher beauftragte das Bundesministerium für Klimaschutz die vorliegende Untersuchung, welche inhaltliche Grundlagen für die Umsetzung von fördernden Maßnahmen mit dem Fokus auf Reparatur und Refurbishment von Elektrogeräten liefert.

Für die Beschreibung des Reparatur- & Refurbishmentmarktes sind mehrere Akteur:innen mit unterschiedlichen Motivationen und Handlungsspielräumen von Bedeutung. Dazu zählen die Hersteller:innen von Elektrogeräten, Händler:innen, Reparatur- und Refurbishment-Betriebe, Reparaturnetzwerke sowie die Konsument:innen.

Durch Interviews mit den erwähnten Akteur:innen werden in der Studie einige Trends identifiziert. Beispielsweise gerät der Handel durch die steigende Direktvermarktung von Hersteller:innen und Onlinehandel zunehmend unter Druck. Identifiziert werden auch mehrere Reparaturmärkte: Reparatur innerhalb der Garantie- bzw. Gewährleistungsfrist (von Hersteller:innen beauftragt), Reparatur nach Ablauf der Garantie (von Konsument:innen beauftragt und bezahlt) und nichtkommerzielle Reparatur und Eigenreparatur (27% bis 59% aller Reparaturen). Zudem gewinnt Refurbishment an Bedeutung. Strategien für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft müssen alle Bereiche abdecken und deren unterschiedliche Logiken und Einflussfaktoren berücksichtigen. Der Großteil der defekten Geräte wird allerdings nicht repariert, sondern durch Neugeräte ersetzt.

Die vorliegende Studie identifiziert Einflussfaktoren, welche für die Langlebigkeit von Produkten sowie für Angebot und Nachfrage nach Reparaturen und Refurbishment ausschlaggebend sind. Die Grundlage für einen funktionierenden Reparaturmarkt sind Produktqualität und Reparierbarkeit von Elektrogeräten, die Verfügbarkeit von Ersatzteilen, Reparaturinformationen, Reparaturwerkzeug und notwendiger Software bzw. deren Updates. Wesentlich ist auch die Differenz zwischen dem Preis von Neuprodukten gegenüber Reparaturen. Die Entscheidung zum Neukauf wird von der Wertehaltung beeinflusst, die wiederum durch Marketing geprägt wird.

Ob bei einem Reparaturbetrieb repariert wird, hängt von mehreren Faktoren ab (Nähe des Reparaturbetriebes, Dauer der Reparatur, Kosten…). Eigenreparatur wiederum braucht technische Fähigkeiten und Werkzeug. Ist dieses nicht vorhanden, sind gemeinnützige Angebote wie Repair Cafés eine weitere Option.

Langlebigkeit und Reparatur von Elektrogeräten werden also von einem komplexen System von Faktoren beeinflusst. Einzelmaßnahmen zur Förderung von Langlebigkeit und Reparatur können keine nachhaltige Wirkung entfalten. Es bedarf eines austarierten Systems von Maßnahmen, die auf unterschiedlichen Ebenen ansetzen:

  • Ordnungspolitische Maßnahmen, z.B. Ökodesign-Vorgaben, verpflichtende Angabe der garantierten Lebensdauer bzw. Verlängerung der Gewährleistungsdauer und vor allem die Stärkung von Marktaufsicht und Verbraucher:innenschutz, um die Einhaltung der Umsetzung der ordnungspolitischen Maßnahmen auch zu kontrollieren.
  • Fiskalpolitische Maßnahmen, z.B. Reparaturförderung („Reparaturbonus“) und langfristig eine umfassende ökologische Steuerreform, die eine Entlastung des Faktors Arbeit gegenüber Energie und Rohstoffen bringt. Damit würden nicht nur Reparaturen verbilligt und Neuprodukte teurer werden, es könnte auch die Geschäftsmodelle von Hersteller:innen und Händler:innen verstärkt in Richtung Service- und Reparaturdienstleistung modifizieren.
  • Bewusstseinsbildung von Konsument:innen: Über diese Maßnahmen können Werthaltungen und Konsumkultur, das Wissen über Langlebigkeit und Reparatur, das Vertrauen in Reparatur und auch die Fähigkeit zur Eigenreparatur positiv beeinflusst werden.

Weitere Maßnahmen wie die öffentliche Beschaffung, Forschung und Förderung neuer Businessmodelle werden ebenfalls beleuchtet, genauso wie das Thema Bildung, welches in einem umfassenden Anhang zur Studie in der nötigen Tiefe gesondert analysiert wird.

Downloads/Link:

Gesamte Studie abrufbar auf umweltberatung.at

 

Keywords/Tags:

Bildung, Circular Economy, Ecodesign, Elektroaltgeräte, Elektrogeräte, Kreislaufwirtschaft, Lehrpläne, Obsoleszenz, Ökodesign, Refurbishment, Reparatur, Reparaturinitiativen, Reparaturnetzwerk, Schule

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