Studie: Ressourceneinsparpotenziale der „Vorbereitung zur Wiederverwendung“ von Elektro- und Elektronikaltgeräten

Erscheinungsjahr

2019

Organisation / Autor*innen

Nadja von Gries

Universität Kassel

Kurzbeschreibung

Die Förderung von Re-Use ist ein umfangreiches Unterfangen. Es muss an vielen Stellschräubchen gedreht werden und eine bloße Maximierung der Sammel- und Behandlungsmengen sollte nicht das oberste Ziel sein.  – Zu diesen und weiteren Erkenntnissen kommt die Autorin Nadja von Gries in ihrer Dissertation, in der sie die Praxis der Vorbereitung zur Wiederverwendung (VzWv) in zwei Regionen, Flandern und Nordrhein-Westfalen, vergleicht.

In einer Materialflussanalyse wird schnell klar, dass die Sammel-, Wiederverwendungs- und Recyclingmengen in Flandern deutlich höher liegen als in Nordrhein-Westfalen. Das ist wenig überraschend, da Flandern als Best-Practice Beispiel für Re-Use bekannt ist. In der Region wurde mit der Marke „De Kringwinkel“ ein starkes Re-Use-Netzwerk etabliert, das von den sozialwirtschaftlichen Betrieben von „Komosie“ getragen wird.

Zudem konnten zahlreiche weitere Faktoren identifiziert werden, welche dazu beitragen, dass die Sammelmengen im flämischen Betrieb um das doppelte und die Re-Use-Mengen sogar um mehr als das sechsfache höher sind. Beispielsweise wurden Anreizstrukturen geschaffen, die eine bestmögliche VzWv von Altgeräten sicherstellen. Ein Schlüssel ist hier sicherlich die erfolgte rechtliche Verankerung eines quantitativen Re-Use-Ziels: 7kg pro Einwohner*in und Jahr ab 2022. Einheitliche Öffnungszeiten und Annahmekriterien bei den Altgeräteannahmestellen erhöhen die Benutzer*innenfreundlichkeit, und landesweit einheitliche Kommunikationskampagnen fördern Bekanntheit und Wiedererkennungswert. Kurz: Re-Use ist im Trend.

Wie eingangs erwähnt, sind aber die reinen Mengen an Gütern, die einer Wiederverwendung zugeführt werden, als alleiniges Vergleichskriterium nicht zielführend. Die oberste Handlungsmaxime muss die Umweltentlastung sein, und die Sammlung und Behandlung von Altgeräten wirkt sich ebenso auf die Umwelt aus. In einem nächsten Schritt stellt die Autorin deshalb in einer Lebenszyklusanalyse diese negativen Faktoren den positiven gegenüber – in diesem Fall dem Kauf eines neuen Produkts. Das dadurch berechnete Ressourceneinsparpotenzial relativiert den Vergleich der beiden Regionen deutlich: Während die Wiederverwendungsmengen in Flandern um das 6,6-fache größer sind, ist das Ressourceneinsparpotenzial nur um das 1,2-fache größer. Die Ursache ist die Fokussierung der Akteure in Nordrhein-Westfalen auf Güter mit wertvollen Inhaltsstoffen (z.B. Elektrogeräte mit Seltenerd-Metallen), welche relativ einfach in Stand zu setzen sind.

Um die Umweltentlastung durch die VzWv zu maximieren gibt die Autorin abschließend Handlungsempfehlungen für Politik, Hersteller und Wiederverwendungsbetriebe: Die Hersteller sollen die Instandsetzung ihre Produkte durch effizientes Produktdesign erleichtern und Informationen über die verbauten Inhaltsstoffe liefern. Darauf aufbauend soll die Politik Wiederverwendungsquoten einführen, die nicht massenbasiert sind, sondern auf umweltrelevanten Indikatoren basieren. Eine Zertifizierung für Wiederverwendungsbetriebe könnte nicht nur helfen, Mindestanforderungen einzuführen und die Professionalität zu erhöhen, sondern kann auch als Basis für Anreizsysteme zur Förderung der VzWv dienen.

 

 

Keywords/Tags:

Belgien, Deutschland. Elektrogeräte, Flandern, Komosie, Kreislaufwirtschaft, Kringwinkel, LCA, Lebenszyklusanalyse, Materialflussanalyse, Ressourceneinsparpotenzial, Re-Use, TMR, WEEE, Wiederverwendung

Downloads/Link:

Abstract und Volltext, Universitätsbibliothek Kassel

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