FairWertung Altkleidersammlung
© Dachverband FairWertung e.V.

Das Sammeln von Altkleidern ist in den letzten Jahren immer wieder in Verruf gekommen. Das liegt an einigen schwarzen Schafen unter den Sammlern, sagt Thomas Ahlmann von FairWertung im Interview mit Umweltdialog. Der Dachverband der gemeinnützigen Altkleidersammler in Deutschland hat im April einen Verhaltenskodex für Altkleidersammler beschlossen. (Quelle: Umweltdialog & FairWertung)

Die Sammler, die sich an den Verhaltenskodex halten, dürfen den Sticker von FairWertung auf ihren Containern anbringen. Dieser steht unter anderem dafür, dass die sammelnde Einrichtung gemeinnützig ist, die Sammlung selbst und mit Genehmigung der Behörden durchführt, die Textilien entweder für Re-Use bereitgestellt oder möglichst hochwertig weiterverwertet werden, direkt an den Containern die Kontaktdaten der Einrichtung und die Verwendungsart der gesammelten Textilien stehen, die Sammlung und Weitergabe dokumentiert und so für FairWertung nachvollziehbar gemacht werden und dass Arbeits- und Umweltstandards eingehalten werden.

130 Organisationen dürfen den Sticker verwenden und sind Mitglieder des Dachverbandes. Immer wieder kommt es aber auch zum Missbrauch des Namens FairWertung (auch in der Schreibweise „Kleider-Fair-Wertung“, hier ein Beispiel) auf illegal aufgestellten Containern. Das sind nur einige und die offensichtlichsten der berüchtigten schwarzen Schafe unter den Sammlern, die die gesamte Branche in Verruf bringen. Andere sind gewerbliche Sammler, die Logos von Vereinen mieten oder erfundene Vereinsnamen verwenden, so Ahlmann. Aber auch das Vertrauen in die gemeinnützigen Organisationen wurde in der Vergangenheit dadurch geschädigt, dass diese die Öffentlichkeit nicht ausreichend über die Textilsammlung und die Verwertung aufgeklärt haben. So sei es etwa nicht allgemein bekannt, wie groß die Sammelvolumina sind und was mit den gespendeten Textilien weiter geschieht.

Mit dem Verhaltenskodex für die Altkleidersammlung stellt FairWertung Transparenz her und gibt den Spenderinnen und Spendern in Deutschland mehr Sicherheit. Ob die Kleidung nun direkt in einer Kleiderkammer oder in einem Re-Use-Shop einer gemeinnützigen Organisation abgegeben oder in einen der FairWertung-Container geworfen wird, in jedem Fall kommen die Erlöse einem guten Zweck zu. Bei der Direktspende werden die Textilien i.d.R. vor Ort sortiert und weitergegeben. Die Überschüsse und die Textilien aus den Sammelcontainern werden üblicherweise unsortiert an Textilverwerter verkauft. Denn die Menge an gesammelten Kleidungsstücken ist in Deutschland viel höher als die Nachfrage. In den spezialisierten Betrieben werden die Spenden sortiert, ungefähr die Hälfte sind brauchbare Teile, die für Re-Use in Osteuropa und Afrika exportiert werden. Die kaputten werden an Recyclingfirmen verkauft, daraus entstehen z.B. Putzlappen.

Der Export von Second-Hand-Kleidung steht immer wieder in der Kritik, die europäische Gebrauchtkleidung mache den lokalen Textilmarkt vor allem in Afrika kaputt. FairWertung hat sich laut Ahlmann seit seiner Gründung immer wieder mit dieser Frage auseinandergesetzt und eine eigene Untersuchung durchgeführt. Der Dachverband ist zu dem Ergebnis gekommen, dass nicht der Import von Secondhand-Kleidung, sondern hohe Energiekosten, fehlendes Investitionskapital und mangelndes Know-how für den Rückgang der Textilproduktion schwerwiegender seien. Hingegen schaffen das Sammeln und die Bereitstellung von gebrauchter Kleidung zum Re-Use Arbeitsplätze im In- und Ausland bei Unternehmen und gemeinnützigen Organisationen, die zum Beispiel Arbeitsstellen und berufliche Qualifikation für Langzeiterwerbsarbeitslose zur Verfügung stellen. In den Importländern leben insbesondere Frauen und Jugendliche vom Handel mit Re-Use-Kleidung.

FairWertung befürwortet auch Flohmärkte, Kleidertausch und alles, was dafür sorgt, dass Kleidung länger getragen wird. Für die Sammler macht das allerdings keinen wirklichen Unterschied, da die Menge an gekaufter und abgegebener Kleidung derart hoch ist. Problematischer sieht Ahlmann die Tatsache, dass die Qualität der gekauften und damit auch der gespendeten Kleidungsstücke abnimmt.

In Österreich haben RepaNet-Mitglieder im Jahr 2015 über 12.000 Tonnen Altkleidung gesammelt. Davon wurden gut 1.000 Tonnen in den eigenen Re-Use-Shops verkauft und knapp 11.000 Tonnen an den Großhandel weiterverkauft. Mit den Erlösen wurden soziale Beschäftigungsprojekte und Hilfsprojekte finanziert. Alle Zahlen gibt es im RepaNet-Marktbericht.

Mehr Infos …

Artikel auf Umweltdialog: Kleiderspende mit FairWertung: Wo Alt-Kleidung wirklich gut ankommt

Mehr über FairWertung

Zur Diskussion von Altkleiderexporten (FairWertung)

RepaNet-Marktbericht 2015

ZDF-Beitrag zu Altkleidersammlung

RepaThek: Abschlussarbeit „Untersuchung der Flüsse und Lager von Textilien in Österreich“