© RepaNet, Fotografin: Sarah Schmidt

Es zeigt sich, dass Recycling nur ein Teil der Lösung für den wachsenden Berg aus Textilabfällen ist. Der Textilforscher Kai Nebel sagt im Interview mit FairWertung, dass das Recycling nichts nützt, wenn danach noch mehr konsumiert wird. Stattdessen müsse das System verändert werden. Das größte Problem ist aber die schlechte Qualität der Textilfasern. (Quelle: FairWertung)

Das Grundproblem ist das Geschäftsmodell „Fast Fashion“

… konstatiert FairWertung, das deutschlandweite Netzwerk gemeinnütziger Alttextiliensammler, in einem Artikel über den Status Quo von Textilrecycling. Die Modekollektionen wechseln immer schneller, und die KonsumentInnen belohnen das mit häufigen Neukäufen. Damit dieses Geschäftsmodell aufgeht, sollen die Stücke nur bis zur nächsten „Trendwende“ getragen werden, sie müssen also möglichst billig sein und am besten gar nicht länger halten. Die Hersteller kommen diesem Wunsch nach: Die Qualität der Textilfasern sinkt und der Anteil an Mischgewebe steigt.

Für Alttextiliensammler ist das ein Problem, denn das heißt, dass der Anteil re-use-fähiger Stücke in den Sammlungen sinkt. Auch RepaNet-Mitglieder bestätigen das. Folglich wächst der Berg an Textilabfällen, der gegenwärtig hauptsächlich thermisch verwertet wird oder ins Down-Cycling gelangt (z.B. Putzlappen, Dämmmaterial, Autoinnenverkleidung).

Faserrecycling nur eingeschränkt möglich

Die Recyclingindustrie verspricht zwar, dass das Faserrecycling in Zukunft deutlich effizienter wird, laut einem Textilforscher steckt die Technologie aber noch in den Kinderschuhen. Der Recyclingprozess ist teuer, während die Rohstoffe vergleichsweise billig sind. Außerdem ist das Recycling aufwendig und ökologisch zu hinterfragen.

Das verbreitetste Recyclingverfahren ist mechanisch und nur auf Baumwolle anwendbar. Da dabei die Fasern reißen und somit die Länge sinkt, kann aus Recyclingfasern alleine keine haltbare Kleidung produziert werden. Der Anteil an Recyclingfasern in neuen Produkten ist deshalb auf ca. 30% limitiert. Anders ist es bei chemisch aufbereitetem Polyester, das aber aus PET-Flaschen und nicht aus Textilien gewonnen wird. Hier kann der Recyclinganteil eines neuen Kleidungsstücks bis zu 100% betragen. An neuen (bio)chemischen Verfahren wird aktuell auf Hochtouren geforscht, bis zur industriellen Anwendung ist es aber noch ein weiter Weg.

Fehlende Sortenreinheit der Textilien ist das große, allen Verfahren gemeinsame Problem

Je gemischter ein Ausgangsmaterial, desto mehr Ausschussmaterial muss im Recyclingprozess ausgeschieden und entsorgt werden, bei Textilien ist dies deutlich mehr als bei anderen Recyclingprozessen der Fall. Damit das Recycling möglichst effizient abläuft, muss es genau auf die zu verarbeitende Faser angepasst werden. Daher ist der größte Hemmschuh die Sortierung. Die händische Sortierung ist teuer und stößt schnell an ihre Grenzen. Optische Verfahren, z.B. mit Infrarot, oder mittels RFID-Codes sind noch in der Entwicklung. Bis diese zu vertretbaren Kosten und mit einer positiven Umweltbilanz angewendet werden können, wird es noch eine Zeitlang dauern.

Weitere Infos …

Artikel auf der Homepage von FairWertung

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