©VIENNA DESIGN WEEK/Kollektiv Fischka/Phillip Podesser

Die jährlich wandernde Vienna Design Week hielt in diesem Jahr im ehemaligen Sophienspital Einzug. Den Umstand, dass das Gebäude nach nur 19 Jahren am Ende seiner Nutzung angelangt ist, nahm das Social Design Alumni-Team der Angewandten bestehend aus Clara Rosa Rindler-Schantl, Eva Maria Mair und Klaus Kodydek zum Anlass, um die Dringlichkeit eines Umdenkens im Hinblick auf Materialströme in der Baubranche zu thematisieren.

Im Rahmen von Fundus Sophienspital, ihrer Installation zu Wiederverwendungspotenzialen von Abbruchbaustellen, luden sie am 29. September zum Talk “Die Zukunft des Bauens” ein. Moderiert von Brigitte Felderer (Leiterin Social Design, Die Angewandte) diskutierten Thomas Romm (BauKarussell), Martin Kohlbauer (Architekt des Sophienspitals) und Paul Oblak (Stadtbaudirektion Wien) über die Möglichkeiten und Herausforderungen einer Kreislaufwirtschaft in der Stadtentwicklung. In Anbetracht des bereits stattfindenden Klimawandels, skizzierte Thomas Romm den zahlreich erschienenen Besucher_innen gleich zu Beginn die Alternativlosigkeit eines dringenden Umdenkens in der Baubranche.

Die Problematik der immer kürzer werdenden Intervalle von Abbrüchen und Neubauten von Gebäuden erkannten auch die beiden Mitdiskutanten. Man müsse Gebäude stets weiterbauen anstatt abzureißen, so die Forderung von Architekt Kohlbauer. Inwieweit Architekt_innen hier aber Verantwortung tragen, oder überhaupt Einfluss nehmen könnten, stellte er in Frage. Für das Gebäude des Sophienspitals würde er sich eine soziale Umnutzung wünschen. Der Idee, das Gebäude umzunutzen oder auch zu überbauen, pflichteten auch manche der Besucher_innen bei. Auf das Szenario eines möglichen Abbruchs reagierten diese sehr betroffen, wovon eine Vielzahl an emotionalen Wortmeldungen zeugte.

Paul Oblak, der – wie er betonte – nur seine Perspektive als Raumplaner und nicht “die Stadt”, vertreten konnte, wies auf die enorme Bedeutung der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema hin, da auf deren Grundlage Entscheidungen auf kommunaler Ebene getroffen werden. Das war Pionier Thomas Romm zu wenig: Man kenne die relevanten Zahlen. Die rechtlichen, ebenso wie die technischen Voraussetzungen, um im Sinne einer Kreislaufwirtschaft zu handeln, existieren. Jetzt müsse man ihm zufolge auch entsprechend anders handeln.

Wie geht es nun weiter? Diese Frage wurde besonders an den Vertreter der Stadt Wien gerichtet, die das Thema schließlich auch für ihre Positionierung als Vorreiterin in internationalen Rankings nutzen könnte. Die simple Antwort, die so simpel dann doch gar nicht ist: Wir müssen uns zusammensetzen. Wir, so Oblak, die Einfluss auf die Entwicklung dieses Themas haben, müssen nicht mehr nur unter vier Augen über die Dringlichkeit dieses Themas sprechen, sondern wiederholt in größerer Runde zusammenkommen und daran weiterarbeiten. Mit dieser Erkenntnis, die zugleich auch ein Aufruf ist, fand die Diskussion zwar ein Ende, eine anhaltende ebenso wie breite Diskussion jedoch hoffentlich einen Anfang.

Rückfragen und Anregungen an das Projektteam bitte an: evamair(a)gmx.at.

Text zur Verfügung gestellt vom Social Design Projektteam.