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In den letzten Jahren kam es bedingt durch das Wachstum des Online-Handels zu einem rasanten Anstieg von Paketsendungen. Ein Forschungsteam der Uni Bamberg stellte nun fest, dass viele Retourenartikel noch re-use-fähig wären.

Sie heißen Amazon, Zalando und Co. – Onlineversandunternehmen, deren Services von immer mehr Menschen genutzt werden. 2018 wurden in Österreich laut Konsument 228 Mio. Pakete versandt – ein neuer Rekordwert. Auch die Anzahl der Retouren stieg im Vergleich zum Vorjahr weiter an – auf 16 %. Diese neue Art des Konsumverhaltens hat ganz maßgeblichen Einfluss auf unsere Ressourcennutzung. Die Forschungsgruppe Retourenmanagement der deutschen Universität Bamberg hat sich die Situation in Deutschland genauer angesehen und vor kurzem Studienergebnisse veröffentlicht.

Nach Schätzungen der Uni Bamberg wurden in Deutschland im Jahr 2018 rund 280 Mio. Pakete und 487 Mio. Artikel zurückgegeben. Das bedeutet, jedes sechste Paket und jeder achte bestellte Artikel wurde retourniert. Doch was passierte mit den retournierten Artikeln? Gespendet werden Retouren leider viel zu selten, oft landen sie im Müll. Rund 20 Millionen Artikel sind das jährlich in Deutschland. Fast die Hälfte davon würde sich jedoch für eine Wiederverwendung eignen – doch stehen dem so einige Hindernisse im Weg.

Spenden teurer als Entsorgung

Jährlich würden sich in Deutschland demnach 7,5 Millionen Retourenartikel für eine Spende eignen. Die in der Studie der Uni Bamberg befragten Händler verweisen auf hohe Risiken und Kosten im Zusammenhang mit Spenden sowie auf nicht vorhandene Drittverwertungsmärkte und unwirtschaftliche Verwertungswege. Allen voran stehen steuerliche Gründe. Steuerliche Begünstigungen von Spenden gegenüber der Entsorgung würden hier abhelfen und zu einem positiven Umwelteffekt führen. Zudem schlägt die Forschungsgruppe der Uni Bamberg ein Register für Annahmestellen von Sachspenden – und zwar auch kleinen Mengen – vor.

Defekte führen zu Entsorgung

Viel zu oft werden defekte Artikel entsorgt. In diesen Fällen ist anzunehmen, dass sie oftmals noch reparierbar wären, dass eine Reparatur von den Herstellern jedoch als nicht profitabel eingeschätzt wird. Verbesserte Ökodesign-Richtlinien, wie sie für bestimmte Warengruppen ab 2021 in der EU gültig sind, könnten hier Abhilfe schaffen. Es ist wünschenswert, dass, auch als Ausweg aus der Ressourcenknappheit, wieder vermehrt auf die Produktion von qualitativ hochwertigen Produkten gesetzt wird, deren Reparatur auch für die Hersteller selbstverständlich ist.

Marken und Patente

Durchaus kritisch sind auch die Vorgaben von Marken- und Patentinhabern zu betrachten. Denn diese sorgen dafür, dass in Deutschland beispielsweise jährlich rund eine Million retournierte Produkte entsorgen müssen, selbst wenn sie sich in einem guten Zustand befinden, da eine weitere Verwertung untersagt wird.

Nicht zuletzt sind auch die KonsumentInnen gefragt. Eine Bevorzugung des klassischen Handels vor dem Online-Handel wäre ein wichtiger erster Schritt. Retouren sollten weitestgehend vermieden werden, da man als KonsumentIn nie sicher sein kann, was mit dem zurückgesandten Artikel geschieht und ob er nicht, trotz Wiederverwendbarkeit, vom Händler entsorgt wird.

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Konsument: Paketversand: neuer Rekord

Universität Bamberg: Forschungsgruppe Retourenmanagement

Uni Bamberg: Hintergründe der Retourenentsorgung – Studie ausgewertet