Fotografin: Sarah Schmidt, © RepaNet

Anfang September hat Burberry angekündigt, keine Waren mehr zu vernichten und keinen echten Pelz mehr zu verwenden. Noch im vergangenen Geschäftsjahr vernichtete der Konzern Kleidung und weitere Produkte im Wert von 32 Millionen Euro. Mitte September berichteten mehrere Medien, dass H&M in Deutschland auf massenhaft Ware sitzenbleibt und diese möglicherweise vernichtet. Beide Konzerne nehmen an der Kreislaufwirtschaftsinitiative „Make Fashion Circular“ teil.

Die Modebranche scheint vor einem größeren Umbruch zu stehen, da sich allmählich die Erkenntnis breit macht, dass sie sich mit „Fast Fashion“ den Ast absägt, auf dem sie selber sitzt: Denn einerseits braucht sie (steigende) Profite, was mit den aktuellen Geschäftsmodellen nur dann möglich ist, wenn immer mehr verkauft wird. Das heißt auch, dass die Kleidungsstücke aus den Schränken der KonsumentInnen immer schneller aussortiert werden müssen, und das heißt in Österreich zu 80 % weggeworfen, um Platz und Nachfrage für Neues zu schaffen. Andererseits sieht die Branche die Notwendigkeit, Ressourcen zu sparen, um die Kosten zu senken, also Kleidung mit weniger Rohstoffen herzustellen. Recycling ist in diesem Zusammenhang zwar ein viel bemühtes Schlagwort, aber echtes Recycling ist bei Kleidung noch nicht möglich: Die Qualität der recycelten Stoffe entspricht bei weitem nicht der von Primärressourcen, aus recycelten Textilien entstehen vor allem Putzlappen.

Derzeit ist unklar, wohin die Reise geht. RepaNet als Lobby für Re-Use und die ambitionierte Kreislaufwirtschaft ist Sprachrohr für sozialwirtschaftliche Altkleidersammelorganisationen in Österreich und verfolgt den Trend aufmerksam. Noch im Mai haben sich Burberry und H&M zur Kreislaufwirtschaft bekannt und sich der Initiative „Make Fashion Circular“ angeschlossen. Die zentralen Prinzipien der Initiative sind drei: 1. Geschäftsmodelle zu entwickeln, in denen Bekleidung möglichst lange in Verwendung bleibt, 2. nachwachsende und ungiftige Rohstoffe zu verwenden, 3. Recycling zu fördern. RepaNet befürwortet grundsätzlich diese Herangehensweise – vor allem wenn eine möglichst lange Nutzung an oberster Stelle steht – aber nur wenn die Konzerne es mit ihrem Engagement auch ernst meinen.

Aber gerade einen Monat später, im Juni, erschien Burberrys Geschäftsbericht mit den unglaublichen Vernichtungszahlen: 32 Millionen Euro Warenwert waren in Flammen aufgegangen. Im September erreichten ZDF und Wirtschaftswoche Emails, in denen LagermitarbeiterInnen von H&M angewiesen werden, Kleidung zu entsorgen. Ob es sich um verwendbare oder gesundheitsgefährdende Stücke handelt, ist dabei nicht zu erfahren. Erst vor einem Jahr war bekannt geworden, dass H&M in Dänemark – und auch in Österreich – Kleidung vernichtet (RepaNet hat berichet). Dabei handle es sich nur um einen kleinen Teil, der nicht mehr weiterverwendet werden könne. Das hat der Konzern auch diesmal den Medien gegenüber gesagt: Dass nämlich nur chemisch belastete Stücke verbrannt werden.

Aus einem vertraulichen Bericht geht hervor, dass in Deutschland 100.000 Stück Kleidung vernichtet wurden. Im selben Bericht steht, dass H&M in Deutschland mehr unverkaufte Ware auf Lager hat als je zuvor. Erst im April hatte H&M Hamburg das Projekt „Take Care“ gestartet, mit dem KundInnen dazu ermutigt werden sollen, ihre Kleidung länger zu verwenden: SchneiderInnen zeigen, wie man Kleidung reparieren kann, es gibt unterhaltsame Videos mit Pflegetipps und einiges mehr.

Burberry, dessen Umsätze wie die von H&M zurückgehen, nahm bis vor kurzem die negativen Umweltauswirkungen vom Verbrennen von Kleidung, Accessoires und Kosmetikartikeln in Kauf, anstatt die Preise herunterzusetzen, wie der Spiegel kritisiert.

Burberry hat nun, vor allem bei umweltbewussten KonsumentInnen und Umweltorganisation ein Imageproblem. Bereits 2017 begann die Luxusmarke, Lederreste aus der Produktion an eine nachhaltige Modefirma zu spenden. Nun wird die Warenvernichtung und demnächst die Verwendung von Echtpelz aus der Unternehmenspraxis gestrichen. Umwelt- und Tierschutzinitiativen begrüßen laut einem Bericht der BBC Burberrys Einsicht, dass sich die Industrie wandelt und diese Praktiken nicht vertretbar sind.

In Frankreich ist ein Gesetz in Vorbereitung, dass es Modefirmen verbietet, unverkaufte, aber noch verwendbare Waren zu vernichten (RepaNet hat berichtet). Bereits seit 2006 ist dort eine erweiterte Produzentenverantwortung in Kraft mit dem Ergebnis, dass 90 % der Kleidung getrennt gesammelt werden (RepaNet hat berichtet).

Weitere Informationen …

Apparel Insider: Burberry, H&M, Gap back circular fashion initiative (Englisch)

Der Standard: Burberry will Image polieren und stoppt das Verbrennen von Kleidung

Der Spiegel: Burberry vernichtet Waren für 32 Millionen Euro

ZDF Frontal 21: Geschreddert und vernichtet – Kleidung von H&M

RepaNews: Kreislaufwirtschaft ohne Umwege führt über Re-Use

Wirtschaftswoche: H&M kämpft mit hohem Warenbestand

RepaNews: H&M verbrennt ungetragene Kleidung

Fashion Network: H&M startet in Hamburg Pilotprojekt für nachhaltige Mode

BBC: Burberry stops burning unsold goods and using real fur (Englisch)

RepaNews: Frankreich verpflichtet Modefirmen zur Kreislaufwirtschaft

RepaNews: Altkleider zurück an die Hersteller?