© BauKarussell

Wie können das Angebot an und die Nachfrage nach Re-Use-Bauteilen zusammengebracht werden? Welchen Mehrwert und welche Herausforderungen bringt Social Urban Mining aus Bauträgersicht? Zu welchen Zeitpunkten im Rückbauprozess sollte der verwertungsorientierte Rückbau (z.B. BauKarussell) eingebunden werden?

„Wir sind Botschafter dieser doch sehr jungen Recycling-Baustoffverordnung“, sagt Markus Meissner (pulswerk GmbH/BauKarussell) in seiner Präsentation vor den Bau-Stakeholdern am 29. September im Urania Dachsaal. Viele Bauträger seien sich noch gar nicht bewusst, dass die Recycling-Baustoffverordnung sie seit 2016 dazu verpflichtet, ein Rückbaukonzept vorzulegen. Meissner ist Koordinator des Projekts für verwertungsorientierten Rückbau BauKarussell, an dem neben der pulswerk GmbH auch der Architekt Thomas Romm (ROMM/MZT), RepaNet und drei sozialökonomische Betriebe (Caritas Wien, DRZ und WUK) beteiligt sind. Meissner sieht eine der Hauptaufgaben von BauKarussell darin, Bau-Re-Use verständlich und attraktiv zu machen, sodass es in Zukunft wie selbstverständlich zu einem Bauprojekt dazu gehört.

Denn in der Regel werden Neubauten nicht auf die grüne Wiese gestellt, wie Eveline Urban-Supper vom Bauprojekt Althanquartier (6b47) sagt. Zumindest in Wien gehöre zu einem Neubau so gut wie immer auch ein Rückbau bzw. Abriss dazu. Das heißt auch, dass dieser Ort eine Geschichte hat. Sie als Projektentwicklerin möchte auf diese Geschichte Rücksicht nehmen: „Der besondere Ort entsteht aus der Geschichte, die er mitbringt.” Die Rücksichtnahme schließt auch die AnreinerInnen mit ein. Deshalb hat sie Thomas Romm von BauKarussell und Brigitte Felderer vom Institut für Social Design an Bord geholt.

Die interne Überzeugungsarbeit sei nicht immer leicht, denn es sei nicht einfach zu argumentieren, dass die Zusammenarbeit mit BauKarussell am Ende keine Zusatzkosten verursacht. Die Zahlen dafür liefert Architekt Thomas Romm. Die Arbeits- und Entsorgungskosten von BauKarussell sollen im Projekt Althangründe überwiegend von den Erlösen aus Wertstoffen abgedeckt werden, vor allem aus den sortierten Metallen. Romm zeigt eine Tabelle (alle Präsentationen gibt es hier) mit geschätzten Preisen für Altmetall pro Tonne zwischen 80 und 4.500 Euro. Wenn diese Metalle nicht getrennt würden, sondern als Mischschrott verkauft werden, bringen sie gerade einmal 3,50 Euro pro Tonne. Die höheren Erlöse sind nur durch manuelle Detailarbeit erreichbar. Die manuelle Arbeit ermöglicht übrigens auch den Ausbau von ganzen, wiederverwendbaren Teilen (Re-Use) und macht damit den verwertungsorientierten Rückbau zu einer ganzheitlichen Vorgangsweise im Sinne der Kreislaufwirtschaft.

© RepaNet

Ein anderes Konzept, das sich gut mit BauKarussell ergänzt, verfolgen die Material Nomaden, unter anderem mit ihrer Bau-Re-Use-Plattform HarvestMAP. „Wir beraten im Umgang mit Rückbau und Wiedereinsatz von Materialien. Unser langfristiges Ziel ist es, Architekten darauf vorzubereiten, mit Re-Use zu planen. Denn je früher man in einen Prozess einsteigt, desto leichter ist es, den Kreislauf zu schließen“, so die Vertreterin von Material Nomaden Andrea Kessler.

Am Bau-Stakeholderworkshop am 29.9.2017 im Urania Dachsaal (wir danken der VHS Wien fürs Zurverfügungstellen) nahmen über 25 Personen aus der Baubranche, der Abfallwirtschaft, sozialökonomischen Betrieben, Architekturbereich u.a.m. teil. Und wie Matthias Neitsch (RepaNet) zusammenfassend anmerkte: „Bau-Re-Use steht in Österreich noch zu Beginn seiner Entwicklung. Wie Sie merken, ist das geballte Wissen dazu heute hier versammelt.“

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Dieser Bau-Stakeholderworkshop wurde von RepaNet im Auftrag des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft veranstaltet

Weitere Infos…

Programm, Präsentationen und Protokoll zum Weltcafé zum Download hier …

BauKarussell

Althanquartier

Material Nomaden (HarvestMAP)

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