Der Kreis der RepaNet-Fördermitglieder erweitert sich beständig. Heuer ist mit Tchibo ein Partner hinzugekommen, mit dem RepaNet langfristig zusammenarbeiten wird. Wir haben Manuela Schneider von Tchibo zum Nachhaltigkeitsengagement des Unternehmens befragt.

Der Launch von sachspenden.at war gleichzeitig der Startschuss für eine langfristige Partnerschaft von RepaNet und Tchibo. Das Unternehmen ist nun RepaNet-Fördermitglied und will durch einen intensiven Austausch ambitionierte Ziele in Bezug auf soziales und umweltgerechtes Wirtschaften umsetzen. Mag. Manuela Schneider, Leitung Corporate Communications & Corporate Responsibility bei Tchibo, hat mit uns über ökologische und soziale Nachhaltigkeit im Unternehmen gesprochen.

Mag. Manuela Schneider, Leitung Corporate Communications & Corporate Responsibility bei Tchibo

Seit über 14 Jahren ist Nachhaltigkeit ein zentraler Bestandteil der Geschäftstätigkeit von Tchibo. Was hat den Ausschlag für die Entwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie von Tchibo gegeben?

Schneider: Tchibo ist ein Familienunternehmen mit einer über 70-jährigen Tradition. Genuss und Qualität zeichnen die Marke seit jeher aus. Damit wir diesen Anspruch auch in Zukunft und für nächste Generationen erfüllen können, haben wir Nachhal­tigkeit seit 2006 fest in unsere Geschäftss­tra­tegie integriert. Eine intakte Umwelt als Grundlage für quali­tativ hochwertige Produkte und die Achtung sowie Einhaltung der Menschen­rechte in den Liefer­ketten sind unverhandelbar. Die verläss­liche Zusam­men­arbeit mit verant­wor­tungs­be­wussten Geschäfts­partnern, leiden­schaft­liche Mitar­beiterInnen und das Vertrauen unserer KundInnen bestimmen wesentlich die Zukunfts­fä­higkeit unseres Geschäfts. Wir möchten Nachhaltigkeit in den Alltag unserer KundInnen bringen, und das indem wir selbst den Nachhaltigkeitsgedanken in unserem Arbeitsalltag leben – nicht 100% perfekt, aber mutig voran in Richtung 100 Prozent nachhaltige Geschäftstätigkeit.

Wie lässt sich das Nachhaltigkeitsengagement von Tchibo auf den Punkt bringen?

Tchibo bietet genussreiche und qualitativ hochwertige Produkte, deren Herstellung fair zu Mensch und Umwelt erfolgt. Vor mittlerweile 14 Jahren haben wir den konventionellen Weg verlassen und einen konsequent nachhaltigen eingeschlagen. Ich denke diesen Wandel können alle, die uns schon länger begleiten, sehen: an der Sortimentsgestaltung und den nachhaltigen Produkten selbst, und auch an wichtigen Themen wie plastikfreier Textilverpackung, Mehrweglösungen bei Tragetaschen, für den Coffee to go inklusive Refill-Rabatt, für verpackungsfreies Einkaufen loser Kaffeebohnen bis zum Recycling unserer Kaffeekapseln, die wir zur Gänze wiederverwerten. Kurzum, wir wollen zeigen, dass ein Unternehmen wirtschaft­lich erfolgreich, und gleichzeitig nachhaltig und fair sein kann. Auf diesem Wege und insbesondere bei Kreislaufwirtschaft arbeiten wir eng mit Partnern wie der ARA, MUTTER ERDE und seit diesem Jahr auch mit RepaNet zusammen.

Durch welche konkreten Maßnahmen unterstützt Tchibo die Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft?

Bei der Kreislaufwirtschaft setzt man Ressourcen schonend ein, bemüht sich um ihre Langlebigkeit bzw. Wiederverwendung. So setzt man bei Tchibo auf diverse lebensverlängernde Maßnahmen für Elektrogeräte. Dazu zählen beispielsweise eine verlängerte Garantie von 3 Jahren für viele technische Produkte sowie ein uneingeschränktes Rückgaberecht von 4 Wochen. Außerhalb der Garantiefrist kann bei vielen Produkten auch ein kostenpflichtiger Reparaturservice genutzt werden, um die Nutzungsdauer zu verlängern. Auf den Serviceseiten auf www.tchibo.at sind Bedienungsanleitung, Anlaufstellen und Servicestandards zu finden, in den Filialen stehen unsere kompetenten Mitarbeiter beratend zur Seite. Ferner achten wir auf Energieeinsatz und Abfallproduktion. Einen geschlossenen Kreislauf ermöglichen wir bei Tchibo mit unserem maßgeschneiderten Recyclingprozess von Kaffeekapseln. Energie ist hinsichtlich des Klimawandels ein wesentliches Thema und bei unserem Kapselrecycling wird aus den gebrauchten Kaffeekapseln Biogas gewonnen, erstaunlich viel. Der Strom, der aus einer einzigen recycelten Tchibo Kaffeekapsel gewonnen wird, reicht für die Zubereitung einer neuen Tasse Kaffee. Weitere Ergebnisse der Umweltbilanz der Universität Innsbruck zeigen, dass das Kapselrecycling von Tchibo 40 österreichische Haushalte ein Jahr lang mit Strom versorgen kann. Was unsere Textilien betrifft, so setzen wir seit 2018 auch recycelte Fasern ein. Sie bestehen aus alten Fischernetzen, PET-Flaschen oder Textilabfällen, die wir dann zum Beispiel in modische Sportbekleidung oder Heimtextilien verwandeln.

Aktuell steht die gesamte Wertschöpfungskette von Textilien, aber auch von vielen anderen Produktgruppen stark in der Kritik, unter dem Schlagwort „Lieferkettenverantwortung“ werden gesetzliche Regelungen auf EU- und nationaler Ebene diskutiert. Wie ist die Position von Tchibo dazu?

Gerade in der Textilbranche zeigt sich die Kehrseite der globalisierten Arbeitsteilung und Wirtschaft: Niedrige Löhne, schlechte Arbeitsbedingungen und unsichere Arbeitsplätze sind unschöne Folgen. Um diese zu verhindern, braucht es neben eigenen Maßnahmen und Investitionen als Unternehmen klare gesetzliche Vorgaben. Jeder muss Umwelt- und Sozialstandards in seinen Lieferketten einhalten. Denn nur, wenn sich alle an die gleichen gesetzlichen Rahmenbedingungen halten müssen, wird sichergestellt, dass kein Unternehmen sich auf Kosten von Menschenrechten und Umwelt Wettbewerbsvorteile verschaffen kann. Dabei geht es um eine Untergrenze, die für alle Marktteilnehmer dieselben Bedingungen schafft, kollektive Verantwortung stiftet und weiterhin innovative Lösungsansätze von Unternehmen ermöglicht. Eine europäische Regelung ist der beste Weg, diese Ziele zu erreichen.

Wie wird sich der Bekleidungsmarkt aus Sicht von Tchibo in nächster Zeit entwickeln – kommt eine Trendwende weg von Fast Fashion?

Man kann diese Wende bereits beobachten, die Überlegung „Qualität vor Quantität“ wirkt sich immer stärker auf die Kaufentscheidung der KonsumentInnen aus. Bei der Textilproduktion bemühen wir uns bei Tchibo konsequent um die Verwendung von nachhaltigen Materialien – Biobaumwolle statt der konventionell angebauten Baumwolle, weniger Synthetik, weniger Materialien aus tierischem Ursprung bzw. nur wenn es sinnvoll ist und es keinen adäquaten Ersatz gibt. Um endliche Ressourcen zu schonen und der zunehmenden Umweltverschmutzung durch Plastikmüll entgegenzuwirken, setzen wir immer häufiger auch recycelte Fasern ein.

Die Partnerschaft mit RepaNet fokussiert aktuell auf den Bereich Textilien – in welchen weiteren Bereichen sehen sie das Potential, gemeinsam Verbesserungen zu bewirken?

Aufmerksamkeit für ökologisch und sozial verantwortungsvolle Kleiderverwertung zu schaffen, dieses gemeinsame Ziel, hat uns zusammengebracht und ich denke, da haben wir noch viel zu tun, denn nur durch die richtige Handhabe der Altkleidung ist ihre Wiederverwendung möglich. Auch wichtig, wie kann man bei der Produktgenese positiv auf noch längere Produktlebensdauer und bessere Re-Use- sowie Recyclingmöglichkeiten einwirken. Die Erfahrungen konkret daraus und der Austausch zu diesen Themen lassen sich in weiterer Folge auf andere Bereiche übertragen. Was an RepaNet besonders ist, dass der soziale Faktor so eine wesentliche Rolle spielt, was sich auch mit unserer Haltung deckt.

Nachhaltigkeit zeigt sich auch auf sozialer Ebene. Für RepaNet ist die Förderung von Sozialwirtschaft eine zentrale Basis für die Umsetzung einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft. Wie beurteilen Sie die Rolle der Sozialwirtschaft und inwieweit setzt sich Tchibo im eigenen Unternehmen für faire Beschäftigung ein?

Tchibo stellt den Menschen in den Mittelpunkt – jene, die bei aber auch für Tchibo arbeiten. Mit dem 2008 gegründeten WE Programm engagieren wir uns zusammen mit Partnern durch Hilfe zur Selbsthilfe in den Anbau- und Produktionsländern unserer Non Food Lieferketten. Seither konnten über 360 Produzenten bei der Umsetzung und Verbes­serung von Arbeits- und Sozialstandards unterstützt werden. In den Kaffee Lieferketten verfolgen wir mit Tchibo Joint Forces!® das Ziel, gemeinsam mit den Menschen vor Ort nachhaltige Regionen zu schaffen, in denen wir in einem fairen und sicheren Rahmen langfristig zusammenarbeiten können. Bislang konnten wir damit 40.000 Kaffeefarmer erreichen. Wenn wir jetzt zu Tchibo in Österreich blicken, dann schaffen das familiäre Umfeld und die Rahmenbedingungen, sicher auch die Dynamik und Innovationsstärke des Unternehmens, eine faire und attraktive Arbeitsatmosphäre für die rund 1.100 MitarbeiterInnen. Das bestätigte die gesamte Tchibo Belegschaft bei der diesjährigen „Great Place to Work“-Umfrage, denn wir wählten Tchibo zum dritten Mal unter die besten Arbeitgeber in Österreich. „Teamgeist“ und „Fairness“ wurden dabei von über 85% der MitarbeiterInnen als äußerst positiv geschätzt. Das Ergebnis erreichte uns zu Beginn des ersten Lockdowns, ein wirklich erfreuliches Signal in herausfordernden Zeiten.

Wie hat Tchibo die COVID-Krise bisher überstanden?

Die COVID-Krise hat auch uns bei Tchibo vor Herausforderungen gestellt, denen wir entschlossen, mit raschen Entscheidungen und Teamgeist begegnet sind. Wir haben in Österreich rund 1.100 MitarbeiterInnen, ihre und die Gesundheit unserer KundInnen stand von Anfang an oberster Stelle – deshalb haben wir unsere Filialen bereits am 16. März vorübergehend geschlossen. Doch auch die nachhaltige Sicherung aller Arbeitsplätze war von Anfang an unsere Priorität. Wir sind während des Lockdowns als Team auf jeden Fall noch mehr zusammengerückt. Tchibo war zu jeder Zeit kundennah und ein verlässlicher Partner für den Handel und den Verbraucher. Erst mit Fokus auf den Lebensmittelhandel und online, und später wieder in voller Stärke in allen Filialen. Durch unser einzigartiges Cross-Channel-Vertriebssystem konnten wir unseren KundInnen auch in dieser Ausnahmesituation durchgängig unseren gewohnten Rundum-Service bieten. Das Gleiche passiert nun auch im zweiten Lockdown, wobei unsere Filialen diesmal geöffnet sind. Die Kaffeebars müssen zwar zu bleiben, aber unsere Kaffeekreationen kann man auch To-Go genießen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Wir freuen uns, Tchibo nun zu unseren Fördermitgliedern zählen zu dürfen und wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit. Die Unterstützung unserer Arbeit durch die wachsende Zahl an RepaNet-Fördermitgliedern ist für uns ein klares Zeichen, mit voller Kraft weiterzumachen, um uns näher zu einer sozialen Kreislaufwirtschaft hinzubringen.

Mehr Infos …

Zur Website von Tchibo

Zur Tchibo Themenseite „Faire Kleiderverwertung“

RepaNews: Nachhaltig und sozial Kleider spenden mit sachspenden.at

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