Re-Use braucht auch in Europa eine Lobby – Die Mitglieder des europäischen Netzwerks der sozialwirtschaftlichen Re-Use, Reparatur- und Recyclingbetriebe RREUSE retteten 2017 eine Million Tonnen an Gütern und Rohstoffen. Gleichzeitig stärkte die Dachorganisation die Rolle von Re-Use und Reparatur im Kreislaufwirtschaftspaket der EU. (Quelle: RREUSE)

77 % der Menschen in Europa würden gerne ihre kaputten Gegenstände reparieren lassen, aber die wenigsten tun das auch. Weil ein entscheidender Grund dafür die Kosten sind und in der Folge nicht nur Produkte verfrüht weggeworfen, sondern auch Arbeitsplätze nicht geschaffen werden, fordert der Kreislaufwirtschaftsplan der EU-Kommission, dass Re-Use und Reparatur gefördert und vereinfacht werden. Ressourcenschutz und Sozialwirtschaft in der Kreislaufwirtschaft miteinander zu verknüpfen, liegt für RepaNews-LeserInnen vielleicht schon auf der Hand. Dass diese Idee aber auch auf EU-Ebene angekommen, ist nicht zuletzt RREUSE zu verdanken, der unabhängigen und gemeinnützigen europäischen Dachorganisation der sozialwirtschaftlichen Re-Use-, Reparatur- und Recyclingbetriebe. Hinter RREUSE stehen 29 Mitglieder in 17 europäischen Ländern, darunter RepaNet als Österreichvertretung, und ein Mitglied in den USA. 2017 wurde RREUSE von den EU-Institutionen in die eben gegründete europäische Stakeholderplattform zur Circular Economy eingeladen, und trat im selben Jahr als eine von vier zivilgesellschaftlichen Organisationen der Steuergruppe für die nachhaltige Rohstoffversorgung der EU-Wirtschaft bei (Group of the European Innovation Partnership on Raw Materials).

Eine Million Tonnen Güter re-used, repariert oder recycelt

Das Ziel von RREUSE ist, in Europa die sozialwirtschaftlichen Betriebe in der Kreislaufwirtschaft zu unterstützen, sodass sie tausenden benachteiligten Menschen innovative Beschäftigungsmöglichkeiten bieten können, die der Wirtschaft, der Gesellschaft und der Umwelt zugute kommen. RREUSE engagiert sich auf diese Weise gegen Armut, soziale Ausgrenzung und die Wegwerfkultur, indem es Maßnahmen für die Sozialwirtschaft und die Kreislaufwirtschaft fordert, Best-Practice-Beispiele verbreitet und die Vernetzung der sozialwirtschaftlichen Betriebe und ihr großes Potential für lokale Integrationsarbeitsplätze im Bereich Re-Use und Reparatur fördert.

RREUSE-Mitglieder retten durch Re-Use, Reparatur und Recycling jährlich etwa eine Million Tonnen an Gütern und Materialien vor der Vernichtung oder Deponierung und beschäftigen dabei ca. 140.000 Arbeitskräfte, Ehrenamtliche und Auszubildende.

Re-Use ins EU-Kreislaufwirtschaftspaket hineinlobbyiert

Als eines der aktivsten Mitglieder von RREUSE arbeitet RepaNet in allen Arbeitsgruppen mit und gestaltet so die Positionen von RREUSE mit, was sich positiv auf die jüngsten EU-Regelungen zur Kreislaufwirtschaft ausgewirkt hat. So war der weitreichendste Erfolg für die RREUSE-Mitglieder im Jahr 2017 sicherlich der Beschluss der EU-Institutionen, in die Änderungen des Abfallwirtschaftspakets die gestärkte Rolle für Re-Use aufzunehmen. Seit das Kreislaufwirtschaftspaket der EU-Kommission 2015 erstmals veröffentlicht wurde, hat RREUSE und mit ihm auch RepaNet sich dafür stark gemacht, dass vage Angaben in Richtung Re-Use konkretisiert würden, was zumindest teilweise gelungen ist. Die Letztversion der Abfallrahmenrichtlinie ist zwar nicht so ehrgeizig wie die, für die sich RREUSE oder das EU-Parlament ausgesprochen haben – so fehlen etwa noch immer verpflichtende Re-Use-Zielquoten – aber sie ist in jedem Fall richtungsweisend. Jetzt liegt es an den Mitgliedsländern, die geänderte Richtlinie ehrgeizig umzusetzen und an den nationalen Organisationen wie RepaNet, sie dabei zu unterstützen.

RREUSE entwickelt außerdem gemeinsam mit anderen Organisationen im Auftrag der EU-Kommission Kriterien für die Reparaturfreundlichkeit von Produkten im Rahmen der Öko-Design-Richtlinie. Im vergangenen Dezember hat das Joint Research Centre (JRC) der EU-Kommission einen Vorschlag zu den Anforderungen an Waschmaschinen und Geschirrspüler veröffentlicht, die viele der Forderungen enthalten, die RREUSE und seine Mitglieder schon seit Jahren an die Hersteller stellen, etwa länger verfügbare Ersatzteile zu vernünftigen Preisen und Zugang zu Reparaturanleitungen für unabhängige Reparaturdienstleister. Aktuell werden diese Vorschläge von den EU-Ländern begutachtet.

Vorzeigeprojekt aus Österreich

Zu den Highlights, die im RREUSE-Tätigkeitsbericht 2017 vorgestellt werden, gehört die RepaNet-Beteiligung an BauKarussell, das erste sozialwirtschaftliche großräumige Rückbauprojekt in Österreich. In Wallonien war die Einführung der getrennten Re-Use-Quote für Elektrogeräte ein besonderer Erfolg (RepaNet hat berichtet). Im November trafen sich außerdem mehr als 100 Teilnehmende aus 13 europäischen Ländern in Charleroi, Belgien, um die Rolle der sozialen Unternehmen in der Kreislaufwirtschaft zu diskutieren (RepaNet hat berichtet).

Weitere Informationen …

RREUSE Tätigkeitsbericht 2017 zum Download (Englisch)

Webseite von RREUSE

RepaThek: Positionspapier von RREUSE: Reduced Taxation to support Re-Use and Repair

RepaNews: EU-Kreislaufwirtschaftspaket ist fix, Re-Use wird gestärkt

www.BauKarussell.at

RepaNews: Wallonien setzt Re-Use-Ziele für Elektrogeräte fest

RepaNews: RREUSE-Konferenz: Sozialwirtschaft und Re-Use gehören zusammen

Re-Use braucht eine Lobby: RepaNet-Fördermitglied werden